Dienstag, 27. August 2013

Pelni - Von Flores nach Sulawesi

Wie in jedem ordentlichen Indonesien-Reise-Blog werde ich mich jetzt auch über eine Pelni-Fährfahrt
auslassen. Es war wirklich mitunter das Schlimmste, was ich je erlebt habe.
Aber mal von vorne:

Von Labuan Bajo aus wollten wir die Fähre nach Makassar auf Sulawesi nehmen, um noch während der
letzten Tage in Indonesien Tana Toraja zu besuchen. Die beste Möglichkeit, außer das Flugzeug
zu nehmen, ist Pelni. Das ist die staatliche Reederei, die versucht, die Inseln miteinander zu verbinden.
Heißt auf indonesisch, dass das Schiff in Labuan Bajo alle 2 Wochen vorbeikommt. Wir meinen gelesen
zu haben, dass es die größte Reederei weltweit ist, die reine Personen-Fährfahrten anbietet.
Keine Autos, keine Mopeds. Kelly hatte zuvor ein paar Blogs gelesen, bei Wikipedia gecheckt wo und wann
das Schiff gebaut wurde (hier mal ein Gruß nach Papenburg) und dann haben wir die Tickets gekauft.
Economy, 17 Stunden, Abfahrt 20:00, mit zugewiesenen Liegeplätzen.
Es konnte also eigentlich nix schief gehen.

Nachdem ich nun eine Nacht drüber geschlafen habe und meine Gedanken sortiert habe, bin ich
mir nun selber erst über das Ausmaß des Schocks, welchen wir immer noch zu verarbeiten haben, bewusst.

Kelly und ich haben schon viel bereist, auch das Fahren mit den Öffentlichen ist OK. Aber das war
definitiv aus einer anderen Welt. Pieklo würde der Pole sagen (Meint übersetzt Hölle).

Es fing damit an, dass die Fähre natürlich zu spät kam, aber egal, da stehen wir drüber. Ob 20:00
oder 22:00 Uhr ist ja egal, wenn da nicht nur der Platzregen wäre. Wir standen also ab ca. 19:00
am Kai und warteten auf die Fähre. Nach ein paar kleinen Tropfen fing es dann an zu schütten.
Also wieder runter vom Kai, dichtgedrängt unter einem Vordach verharren und warten, bis die Fähre
kommt.
Dann auf einmal ein riesiger Aufruhr, Menschen liefen umher und schrien, Polizei kam angerückt
und wir verstehen nicht was abgeht, bis wir die Menge sehen konnten. Eine Massenschlägerei. Und
wir direkt daneben. Egal, schnell vergessen, kann ja mal passieren, wenn es regnet und man keinen
Platz macht, damit andere Leute sich auch unterstellen können.
Als dann die Fähre von weitem aus zu sehen war und der Regen langsam nachließ, gingen wir wieder
auf den Kai. Bevor wir das Schiff betreten konnten, gab es wieder einen Wolkenbruch, sodass
wirklich alles nass war. Wirklich alles. Es gab ein riesiges Gedränge, weinende Kinder, schreiende
Erwachsene, weil alle auf die Fähre wollten.
Wir hatten ja zudem noch gehofft, dass viele Menschen aussteigen und es einigermaßen entspannt
wird, aber dem war nicht so.

Als wir endlich an Bord waren, viel uns sofort auf, dass irgendwie noch sehr viele Leute auf dem
Schiff sind. Vielleicht haben die ja keine Plätze reserviert. Wir also dann Richtung Deck 3. Keine
Fenster, nur Bullaugen, die Treppen voller Menschen, Gepäck und Waren, Temperatur bei ca. 40°C,
und natürlich keine Plätze frei. Nicht mal die Reservierten. Es wäre ja auch unschicklich auf unsere
reservierten Plätze zu bestehen. Sowas macht man hier nicht. Besetzt ist besetzt! Wir sind aber auch dumm,
dass wir immer wieder vergessen in welchem Land wir uns gerade befinden. Zudem starrende Blicke, als ob
die noch nie einen Westlichen gesehen haben (Das Glotzen hielt übrigens die ganzen 20 Stunden an
und macht einen irgendwann mal aggressiv und wahnsinnig). Rauchen ist auch unterdeck erlaubt, und
Müll wird grundsätzlich entweder von Bord oder einfach auf den Boden geschmissen. Viel Ungeziefer.
Kelly wollte noch auf Ihren Platz bestehen, aber ich wollte einfach nur raus. Stellt euch vor
das Schiff müsste evakuiert werden. Wir kämen dort unter Garantie nicht mehr heraus.

Wir sind also aufs Außendeck gegangen, obwohl es noch geregnet hatte und haben uns eine (noch) fast
freie Bank unter einem Rettungsboot genommen, mit der Gewissheit, dass wir hier bleiben müssen
bis wir ins Makassar ankommen. Gottseidank hat es während der Fahrt nur noch einmal ein wenig geregnet.
Den Rest der Zeit sind wir trocken gegeblieben.
Nachts wurde es ruhiger aber nicht leerer. Alle versuchten es sich irgendwie auf dem Gepäck oder
drumherum, wo sich vielleicht noch ein trockenes Plätzchen finden lässt, gemütlich zu machen.

Unsere Wertsachen an uns und die Rucksäcke auf uns. So verbrachten wir die Nacht, die aber relativ kurz
war, denn wer aufpasst hat sicherlich mitbekommen, dass die Indonesier einen großen Schaden haben
und es sogar einen Muezzin auf so einer dummen Fähre gibt, der morgens um 4 Uhr das Morgengebet anstimmt.
Und wessen Bank war direkt nebem dem Lautsprecher? Richtig!!!
Gut das die Indonesier nur glotzen und kein deutsch oder polnisch sprechen. Ich war selber überrascht
wie wortgewandt wir mit deutschen und polnischen Schimpfwörtern jonglieren können.

Als es dann gegen 6 Uhr hell wurde, kamen dann langsam immer mehr Menschen ans Deck. Rauchen können sie.
Und das wie die Weltmeister. Kippen sind ja billig, deswegen wird eine nach der anderen geschmökt.
Ohne Pause. Wie 14 Jährige und eine Shisha. Einfach dumm! Kein Atmen, nur Inhalieren.
Und wir natürlich wieder direkt daneben.
Lustig ist ja wie Indonesien aussieht: über 17.000 Inseln. Keine Brücken dazwischen, nur das Meer.
Da erwartet man ja als Europäer, dass die Indonesier ein stolzes Seefahrervolk sind, wie
die Skandinavier. Aber natürlich ist das nicht so in Indonesien.
Nach und nach wurde es hell und die Leute merkten auf einmal, dass das Schiff ja auch wackelt.
Kann natürlich passieren auf dem offenen Meer. Wir haben gezählt: 3 kotzende Erwachsene und 2 Kinder.
Eine Frau in eine Plastiktüte, 2 Erwachsene in die Mülleimer neben uns und die Kinder einfach auf
Boden. Auf den Boden war aber nicht allzu schlimm, weil der eh voller Müll war, sodass das eher
der berühmte Tropfen auf den heißen Stein war.
In dem Müll waren dann auch leeren Becher von Nudelsuppen zu finden. Und wenn man seinem 3 Jahre alten Kind
pinkeln beibringen möchte, dann tut man das nicht auf einer Toilette, sondern direkt vor unsere Nase in
einen dieser Becher. Natürlich ging die Hälfte daneben.

Kelly wollte zu Beginn die Rucksäcke auf den Boden stellen, damit noch andere Menschen Platz zu
sitzen haben. Ich habe sie davon abgehalten. In diesem Land ist man sich selbst und vielleicht noch
seinem engsten Verbündeten am Nächsten. Der Rest ist jedem egal.
Als dann die Sonne in unser Gesicht schien, holt man einfach eine Sonnenbrille heraus, was natürlich
bei den Indonesiern wieder ein Highlight ist. Ein Westlicher mit Bart und Sonnenbrille. Ein Affe hat
dann ziemlich coole Posen neben mir gemacht, während seine Freunde Fotos macht. Alles in großem
Gelächter. Einer kam dann zu mir (bestimmt nach schon 20 geschossenen Fotos) und fragte mich ob
er ein Foto mit mir machen darf. Meine Antwort war: Verpiss dich. Und dann ein freundliches Tidak,
was auf indonesich Nein heißt.
Nach 20 Stunden erreichten wir endlich Makassar. Hotel war vorgebucht. Wir wollten einfach nur runter vom
Schiff.

Wir sind ein wenig stolz, denn während dieser Zeit hat keiner die Toilette aufgesucht, keiner hat
vor Ekel oder Seekrankheit gekotzt und ernährt haben wir uns von Keksen, Wasser und Chips.
Und einen Tag später fühlt man sich immer noch kaputt.

Unser Fazit: Wir hätten die Reise durch Indonesien auf Bali abbrechen sollen!



 Als die Sonne kam, wurde auf den Boden umgeparkt


Essen, dass Christof heute vermisst:
Doener!!!

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