Sonntag, 15. Dezember 2013

Kambodscha - Fazit

Wenn man gemütlich in Deutschland auf seiner Couch sitzt, sein Gehalt von mehreren Tausend Euro pro Monat auf dem Konto hat und nicht direkt vor den Leuten steht, urteilt man sehr schnell. Ja, gib ihnen Essen und Bier, kauf den Kindern ein Eis und fahr immer mit dem TukTuk damit es den Menschen besser geht. Ein Tuktuk-Fahrer hat uns angefleht, dass wir bitte mit ihm fahren sollen, denn er möchte unbedingt arbeiten. Ein anderer war richtig böse auf mich und Kelly, weil wir in Phnom Penh alles zu Fuß ablaufen und nicht für jede 100 Meter einen Fahrer brauchen. "You always walk!" hat er uns ziemlich böse an den Kopf geschmissen.

Kelly und ich haben uns stundenlang darüber unterhalten, was nun der richtige Weg ist. Als Backpacker hat man leider ein begrenztes Budget und kann nicht damit die ganze Welt retten, vorallem nicht, wenn man in Kambodscha überall nur Touristenpreise zahlt, die bestimmt 3-4 mal höher sind, als die einheimischen Preise. Und dazu fahren an der Promenade richtig hübsche, große, deutsche SUV's entlang. Q7, X5 etc.
Da fragt man sich doch, warum wir als Touristen für das Glück und Überleben dieser Menschen in die Verantwortung gezogen werden.  An den Grenzübergängen zahlt man als Tourist Schmiergelder an die Grenzbeamten und neben Siem Reap stehen Zelte vom World Food Program. Es ist also so, dass wenn man zum Kreis der Auserwählten gehört, man ein ziemlich entspanntes Leben in Kambodscha führen kann. Wenn man arm geboren wird, bleibt man arm. Es kümmert hier anscheinend, bis auf die NGO's, niemanden.
Und viele Touristen geben nunmal den Armen Geld oder Lebensmittel. Kinder laufen nachts durch die Straßen, verkaufen irgendwelche Armbänder und fragen gezielt bei Touristen nach Eiscreme oder Süßigkeiten. Wenn sie was bekommen, laufen sie mit Eis in der Hand zum nächsten Touri und fragen ob sie noch ein Eis bekommen. Die Aussicht auf Erfolg ist bestimmt sehr hoch, aber es ist falsch, dass sich die Menschen abhängig vom Touristen  machen und ihn in die Verantwortung ziehen. Ich würde wirklich gerne wissen wohin das ganze Geld geht, welches die Touristen hier täglich lassen. Der Eintritt nach Angkor ist superteuer, aber die Tempel wurden an eine Privatfirma verpachtet. Kinder werden in Weisenhäusern abgegeben, weil Touristen diese Anstalten besuchen und Geld bringen. Und das sind nur zwei Beispiele, wie es in diesem Land läuft.

Wir glauben einfach, dass dieses Land sich viel zu schnell entwickelt hat. Durch die roten Khmer wurde das Land bestimmt 300 Jahre zurück transportiert. Die ganze Welt kommt hierher um zu helfen. Brücken werden hier bevorzugt von Japanern gebaut, die Deutschen restaurieren Angkor Wat, Malayische Projekte helfen beim Trinkwasser, die Amis bauen Straßen etc. Und dann hatte sich das Land vor etwa 20 Jahren dem kommerziellen Tourismus geöffnet und nun ist hier Wild Wild East. Der, der das Glück hatte davon zu profitieren, führt ein anständiges Leben, der Rest bleibt einfach auf der Strecke und wird mit Glück von einer der vielen NGO's versorgt.
Das ist das, was mir so Kopfschmerzen bereitet. Man kann hier keine Hilfe zur Selbsthilfe leisten, sondern man muss dafür sorgen, dass die Ärmsten überleben.
Das touristische Potential dieses Landes ist enorm. Man beherbergt ein Weltwunder in seinem Land. So einen riesige, vielfältige Ansammlung an Tempeln und Ruinen findet man nirgendwo auf der Welt. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass durch Korruption und Vetternwirtschaft sich dieses Land dem eigenen Aufschwung in den Weg stellt.

Was ist nun der beste Weg dieses Land zu bereisen? Wir denken, dass die Scheuklappenvariante die Beste ist. Man soll sich Angkor angucken, dann vielleicht noch nach Phnom Penh und Sihanoukville und dann sollte man raus. Dabei immer drauf achten, dass man sein Geld gut verteilt. In verschiedenen Restaurants essen gehen, Souvenirs und Kleidung bei Geschäften kaufen, die einen gemeinnützigen Hintergrund haben, und vielleicht noch ein oder zwei Projekte, die man gut findet finanziell unterstützen, in dem man dort etwas kauft/bucht.  Unsere Arbeitskraft brauchen hingegen nur sehr wenige Organisationen, und falls ja, dann zahlt man immer dafür, dass man dort arbeiten darf!

Werden wir wiederkommen? Ganz bestimmt! Angkor würden wir gerne noch einmal besuchen, denn wir haben immer noch nicht alle Tempel ausreichend besichtigen können. Zudem ist Phnom Penh meine asiatische Lieblingsstadt geworden. Ich bin gespannt, wie sie sich verändern wird.

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